„Schreib für unsere Internetseite mal
was über den 2. Oktober!“ sagt Dirk zu mir.
Ja, wenn das denn so einfach wäre...
Der magische 2. Oktober liegt jetzt schon
fast 72 Stunden zurück und noch immer kriege ich die ganzen Dinge,
Emotionen und Eindrücke, die an dem Tag über mich hereingebrochen
sind, in meinem Kopp noch nicht klar sortiert.
![]() |
Bevor es losgeht hier aber erst mal einige Bilder von den Proben, die in der Woche vor dem 2. Oktober auf Kampnagel in Hamburg statt gefunden hatten! |
So lange wie der Tag für mich und die meisten anderen Beteiligten gedauert hat, so schnell ist er gleichzeitig auch vorbei gegangen. Habe ich wirklich fast 20 Stunden in dieser Halle verbracht, ohne sie auch nur ein einziges Mal zu verlassen? Habe ich wirklich an einem einzigen Tag einen kompletten (neuen) Handy-Akku platt telefoniert? Waren wirklich 12.500 Menschen in der Halle, von denen ich mindestens 500 kannte?!
Ein eindeutiger Beweis dafür, daß ich an dem Tag längst nicht alles, was um mich herum passiert ist, mitbekommen habe, ist ein Mail von Nele von A.S.S., das ich gestern bekam: Sie fragte mich, ob sie unbewußt in irgendeinen bösen Fettnapf getreten wäre, oder woran es sonst gelegen hätte, daß ich sie komplett ignoriert hätte? Die ehrliche Antwort lautet, daß ich mich nicht mal daran erinnern kann, Nele überhaupt gesehne zu haben. Laut ihrer Aussage muss sie direkt neben Sabine (auch von A.S.S.) gestanden haben und darauf gewartet haben, daß ich mein Gespräch mit Sabine unterbreche um ihr zumindest mal „Hallo!“ zu sagen. Und ich? Ich weiß von nix und kann mich an nix erinnern!
So viel zu dem Thema, was wohl alles an mir
vorbei gegangen sein mag.
Und das schlimme ist, daß man nicht
mal weiß, was man alles nicht mitbekommen hat, eben weil man es nicht
mitbekommen hat!!
Aber zum Glück gibt es ja auch noch eine Menge Dinge, die ich sehr wohl mitbekommen habe, Momente auf die ich mich konzentriert habe, Gespräche, Worte und vor allem auch Bilder, die mir in Erinnerung geblieben sind.
Und von einigen dieser Bilder, Worte und Gefühlen kann ich hier vielleicht ein wenig erzählen.
Da war zuerst einmal das Aufwachen am Samstag
morgen. Hätte man mich vor ein paar Wochen gefragt, wie ich mich wohl
am Morgen des 2. Oktober fühlen würde, hätte ich unter Garantie
geantwortet, daß ich davon ausgehen würde, in der ganzen Nacht
kein Auge zu tun zu können und daß ich mich am Morgen ganz fürchterlich
fühlen würde.
Nix da! Ich wache am Samstag morgen einfach
so auf und denke: „OK. Heute dann ColorLineArena!“ Verblüffend? Ich
glaube nicht. Denn in den letzten Tagen vor der Show hatte sich nicht nur
bei mir, sondern auch bei den meisten anderen Beteiligten ein sehr gutes
Gefühl eingestellt.
![]() |
![]() |
![]() |
Die ColorLineArena - Hamburg Kapazität (bestuhlt): 12.500! |
|
|
Ich weiß noch, wie ich am Donnerstag
zu Martin ins Büro kam. „Ich bin fertig!“ begrüßte er mich.
„Wie? Mit den Nerven?“ – „Nein. Mit allem! Ich glaube wirklich, sagen zu
können, daß ich alles erledigt habe und jetzt schlimmstenfalls
noch Dinge passieren können, die man nicht vorher planen und organisieren
kann.“
Ich dachte ein wenig über das Gesagte
nach und stellte dann fest, daß es mir eigentlich genau so ging.
Punktgenau waren von den 8.532 Dingen, die es im Vorfeld des 2. Oktobers zu organisieren und zu bedenken galt, nur noch zwei oder drei Kleinigkeiten übrig geblieben.
Das ist also das Gefühl, mit dem ich den 2. Oktober beginnen kann. Schon mal nicht schlecht. Dann also los!
Ich rufe das Taxiunternehmen meines Vertrauens
an, sammele meine diversen Kisten und Taschen zusammen und lasse mich zur
ColorLineArena chauffieren.
Rund um die Halle ist alles noch still und
friedlich, ich würde ja gerne schreiben der Frühnebel lichtete
sich, die Zugvögel sammelten sich zu ihrem formschönen Flug in
den Süden und die ersten goldenen Strahlen der immer noch wärmenden
Herbstsonne fielen auf den jungen Oktobermorgen, aber das stimmt ja nicht.
Das Wetter ist einfach nur da – weder gut noch schlecht.
„Immerhin regnet es nicht,“ denke ich mit
einem Blick in den gräulichen Himmel, denn prasselnder Dauerregen
auf dem Hallendach würden dem Kalifornischen Sonnenschein von Rocky
Beach ein ganz merkwürdiges akustisches Licht geben. „Hört man
den Regen auf dem Dach der Arena?“ hatte ich bei einem unserer Ortstermine
in der Arena gefragt. „Nee. Damit hatten wir noch nie Probleme,“ hatte
die Antwort gelautet. „Aber ihr habt hier auch noch nicht viele Hörspiele
veranstaltet, oder?“ – „Nö!“ – „Dann laß uns doch mal kurz alle
ganz still sein und hören, was wir hören?“ Und schon hörten
wir eine Boing im Landeanflug auf Hamburg-Fuhlsbüttel und einen Polizeihubschrauber,
der sich den obligatorischen A7-Elbtunnel-Stau mal aus der Luft angucken
wollte.
„Flexibel sein!“ hieß also die Devise.
Zur Not würden die Drei ??? eben einen spontanen Wolkenbruch mit in
den Super-Papagei einbauen müssen.
Aber dieser Morgen verspricht zumindest keinen prasselnden Dauerregen!
Als ich die Halle betrete ist von der draußen
herrschenden Ruhe nichts mehr zu merken. Obwohl es erst 8:00 Uhr morgens
ist, herrscht hier ein gewaltiges Treiben:
Die über der ganzen Länge und Breite
des Innenraums hängenden Traversen (das sind die Stahlkonstruktionen,
an denen Scheinwerfer und Lautsprecher aufgehängt werden können)
sind allesamt auf 1,20 herunter gefahren worden und überall sind Techniker
damit beschäftigt Boxen und Scheinwerfer anzuhängen.
Gleichzeitig sind zwei oder drei Putzfrauen
damit beschäftigt sämtliche 3.000-irgendwas im Innenraum aufgebauten
Stühle noch einmal mit einem feuchten Tuch von ihrer Staubschicht
zu befreien. So oft werden die Stühle in dieser Halle nämlich
nicht gebraucht.
Im Gegenteil: Wenn man sich umguckt, mag
man es kaum glauben: Weniger als 24 Stunden vor dem Auftritt der Drei ???
flitzten noch die Haudegen der Hamburg Freezers auf ihren Eishockey-Kufen
über den Innenraum! Jawoll-ja, unser Hörspielabend sozusagen
auf Eis gelegt ist!
Direkt nach Ende des Freitag-Spiels (die
Hamburger Freezers mußten sich den Mannheimer Adlern mit 3:5 geschlagen
geben) war in Windeseile damit begonnen worden, die Glasbanden abzubauen,
das Eis abzudecken, die Stühle aufzustellen (penibelst genau mit Maßband
und Zollstock!) und – nicht zuletzt – die Bühne hochzuziehen.
Als ich ankomme ist von dem Eis also schon lange nichts mehr zu sehen und den einzigen Hinweis auf den etwas unterdurchschnittlich kühlen Boden bekomme ich von Ton-Chef Christian „El Conde“ Käufl, der seine Kabel nicht so legen kann, wie er möchte: „Die sind ganz steif vor Kälte!“
Im Backstagebereich hinter der Bühne ist es dann wieder um einiges stiller, denn die Künstler sind noch nicht da. A.S.S.’s Produktionsleiter Holger Brandes und Künstlerbetreuer Mika Bode sind gerade dabei sich ihr Produktionsbüro einzurichten, Peter Neufeldt von Karsten Jahnke macht es sich auf der anderen Seite des Ganges gemütlich und Kai Picht und seine Catering-Crew bereiten in der eisigen Küche das zweite Frühstück vor.
Richtig spannend wird es ungefähr eine
Stunde später, als der für die Drei ???-Band benötigte Flügel
angeliefert und mit Hilfe eines Gabelstaplers auf die Bühne gehievt
wird! So ein Flügel wiegt zwar „nur“ 375 kg (für einen Gabelstapler
sicher nicht mehr als ein Fliegenschiß!) aber wenn irgendwo Steinway
drauf steht kriege ich gleich gehörigen Respekt. Mit Video- und Fotokamera
bewaffnet postiere ich mich also in so sicherer Entfernung, daß mir
keiner irgendwelche Schuld geben kann, wenn es plötzlich knack macht
und das gute Stück in zwei Teile zerbricht...
Aber Firma Karl Eggers weiß offensichtlich
genau, was sie tut und wenig später steht das teure Stück auf
der Bühne.
Den dann zu Werke gehenden Klavierstimmer
bewundere ich nicht weniger: Während in der Halle über die PA
(Public Address = die Lautsprecheranlage) die erste Testmusik – zum Hörspielabend
passend ist das Suzanne Vegas à capella-Hymne Tom’s Diner – läuft
und die Stagehands (helfende Hände) überall klopfen, schieben
und poltern ist es sein Job, die 88 (?) Tasten des Klaviers in die richtige
Stimmung zu versetzen! Als ich das letzte Mal bei mir zu Hause einen Klavierstimmer
hatte, lehnte er den angebotenen Kaffee mit den Worten, „macht zuviel Krach“
ab! ;)
Ab 10:00 Uhr wird es dann um einiges voller
und hektischer:
Die Crew von Studio Hamburg fährt ihren
Ü-Wagen auf den Parkplatz hinter der Halle und beginnt, die Kameras
in die Arena zu schleppen und zu überlegen, ob die auf dem Papier
eingezeichneten Positionen auch in der Praxis Bestand haben können.
Mein Kollege Martin rückt an um das
heute Nacht palettenweise angelieferte Merchandise in Empfang zu nehmen
und an den Merchandiser zu übergeben und unsere Praktikantin Judith
kommt, um zu gucken, wie weit das Team der Firma Deko-Idee mit der Dekoration
der „on stage“-Bar – wo am Abend die After Show Party statt finden wird
– schon gekommen ist. Die Quickborner Jungs sind nämlich schon seit
4:00 Uhr damit beschäftigt blaue, weiße und rote Folien zurecht
zu schneiden, Holz- und Plastik-? an Decken und in Lampen zu hängen
und überhaupt den ganzen Raum umzugestalten.
Es ist ziemlich genau ein Jahr her, daß
Martin und ich (ich weiß noch genau wann und wo!) die Idee hatten,
zum 25-jährigen Jubiläum der Drei ??? ein einziges großes
Event zu veranstalten. Wo? Dort wo wir uns am meisten zu Hause fühlen
und dort wo nicht nur EUROPA, sondern eben auch die Drei ??? vor einem
Viertel Jahrhundert ihren Anfang genommen haben – in Hamburg. Dann also
in der ColorLineArena.
Seit diesem 18. Oktober 2003 ist so unendlich
viel telefoniert, geplant, beraten, wieder verworfen, organisiert und umorganisiert,
diskutiert und debattiert worden... Und jetzt? Jetzt wird mir plötzlich
vor Augen geführt, daß wir tatsächlich an dem Punkt angekommen
sind, an dem alle, alle, alle Fäden, die im Laufe des Jahres gesponnen
worden sind, an diesem einen Tag zusammen laufen. Heute!
Plötzlich laufen Hunderte von Menschen
durch diese Arena und setzen das, was wir am Telefon oder am Konferenztisch
besprochen haben, in die Tat um.
Das ist schon ein ganz merkwürdiges
Gefühl.
Gleichzeitig ist das aber auch eine gewisse
Angst dabei:
Haben wir wirklich an alles gedacht? Kann
das wirklich alles so funktionieren, wie wir es uns überlegt haben?
Haben alle die Informationen, die sie benötigen? Sind wir auf mögliche
Probleme und Pannen ausreichend vorbereitet?
Wer kann das schon sagen.
Das Problem mit dem Problemen ist ja, daß
sie erst dann zu Problemen werden, wenn sie schon Probleme sind!
Verstanden?
Was ich damit sagen will ist, daß
man manche Dinge eben noch so gut planen und überlegen kann, daß
man aber erst merkt, was man nicht bedacht hat, oder wo man vielleicht
falsch gedacht hat, wenn es möglicherweise schon zu spät ist.
Die Videoleinwand ist zum Beispiel so eine
Sache:
Ich erinnere mich noch genau wie wir in großer
Runde in der Halle standen und die Idee hatten, statt zwei Leinwänden
rechts und links der Bühne eine einzige, größere Leinwand
über die Bühne zu hängen. Was dafür sprach? Ganz pragmatisch,
anatomische Gründe! Der Praxistest zeigte, daß es viel angenehmer
ist hoch-runter-hoch-runter zu gucken als rechts-mitte-links-mitte-rechte-mitte-links.
So einfach war das.
In der Theorie.
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
|
In der Praxis stellte sich die Situation
leider doch etwas anders da. Zwar war (und ist) es nach wie vor angenehmer,
den Kopf nur hoch und runter bewegen zu müssen, aber als die Leinwand
dann über der Bühne hing und die Traversen hochgefahren worden
waren, mußten wir feststellen, daß eben diese Traversen von
einigen Plätzen aus den freien Blick auf die Leinwand einschränkten.
Mist!
„Kann man da jetzt noch etwas ändern?“
fragten wir uns? In großer Runde wurde hin und her diskutiert, doch
da half alles nichts: Wir hätten die Sache mit der Leinwand nur noch
ver-schlimm-bessern können: Hätten wir sie weiter runter gefahren
wäre sie einerseits ganz fürchterlich störend hinter den
Akteuren im Bild gewesen (Bild im Bild im Bild sozusagen), andererseits
wäre sie für die Plätze ganz hinten ganz oben nach wie vor
von Traversen verdeckt gewesen.
Die Leinwand weiter nach vorne hängen?
Funktioniert nicht. Da müßten sämtliche Traversen noch
mal runter gefahren und alles umgebaut werden – da würde Zeit kosten,
die wir schlicht und ergreifend nicht mehr haben.
Und den fest in Arena hängenden Video-Cube
kurzfristig noch mit einsetzen? Geht leider auch nicht, denn die für
den Video-Cube benötigten Signale würden die empfindliche, extra
auf Hörspiel-tauglichkeit ausgelegte Soundanlage stören.
Was bleibt uns also übrig, als in diesem
Punkt in den sauren Apfel zu beißen und die Leinwand dort zu lassen,
wo sie jetzt hängt? Nicht viel...
Wir können uns nur merken, daß
wir eine einzige große Videoleinwand für alle Zukunft unter
der Rubrik „Gute Idee – machen wir nicht!“ abbuchen werden.
Zum Glück ist die Videoleinwand aber
zunächst das einzige größere Problem, dem wir gegenüber
stehen. Alles andere klappt wie am Schnürchen:
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
|
Inzwischen ist die Sonne (welche Sonne?)
schon fast auf ihren höchsten Stand geklettert und die Halle füllt
sich weiter: Die Künstler sind da!
Und so viele sind es!
Und mit den ganzen Akteuren geht dann auch
das große Gewühle los: Jetzt hat jeder noch einen oder mehrere
kleine Wünsche, die er gerne erfüllt- und seine kleinen Sorgen,
um die er sich gerne gekümmert haben würde: Andreas ist auf der
Suche nach einem weißen T-Shirt, Peter braucht dringend noch eine
Videokassette für seine Kamera und ist auf der Suche nach einem möglichst
bühnennahen Parkplatz von wo aus er sein Geräusche-„Gerämpel“
auf die Bühne bringen kann, Stefan stellt fest, daß er beim
Essen vorsichtig sein muss, weil er in der Aufregung vergessen hat, sich
Ersatz-Hemd oder –Hose einzupacken, ich suche mein Kickboard, das zuletzt
unter den Füßen von Holger gesehen wurde, Studio Hamburg braucht
noch ein Manuskript und dann noch eins und dann noch eins, unsere neue
Praktikantin Christina ist auf der Suche nach unsrem Firmenwagen, den sie
irgendwo in Altona geparkt hat und nicht wiederfinden kann, EUROPAs Oberindianer
Ulli Feldhahn übt den Weg von der Loge bis hinter die Bühne,
damit er die Preise nicht im Foyer überreichen muss, unser Presse-Ninchen
ist auf der Suche nach dem Eingang, an dem sie ihre Gästeliste postieren
muß, die Visagistin sucht den Raum, in dem sie ihr mobiles Kosmetik-Studio
einrichten kann und die meistgestellt Frage des Tages lautet eindeutig:
„Wo muss ich jetzt lang gehen, wenn ich da-und-da hin will.“
So’ne runde Halle hat schon ihre Tücken!
Am schönsten aber ist das Zitat von
Martin, daß ich irgendwann mit halben Ohr aufschnappe: „Eingang E2
– E4 – Bühne – Backstage... Mist!“
So geht’s uns allen!
In der Halle laufen währenddessen die letzten Vorbereitungen für den Soundcheck:
Die Mikrophone und Notenständer müssen
an ihre Plätze gestellt werden und dürfen dann auch nicht mehr
verrückt werden, denn die Kameras sind genau auf diese Positionen
ausgerichtet.
Die Position der mitten im Publikum stehenden
Kamera macht uns ein wenig Sorgen: Wird sie für einige Plätze
eine Sichtbehinderung mit sich bringen? Was machen wir, wenn dem so ist?
Können oder müssen wir möglicherweise einige Leute umsetzen?
Und darf die Kamera überhaupt in einem der Gänge stehen oder
gibt es da von Seiten der Feuerwehr her Bedenken?
Ihr merkt also: Es gibt unendlich viel zu tun!
Kurz vor der für 14:00 Uhr angesetzten
kompletten Durchlauf-Probe – die auch schon von den Kameras mit aufgezeichnet
werden soll – gibt es dann noch ein gehöriges Problem mit dem Sound.
Ich verstehe von solchen Dingen ja nicht
viel, merke nur, daß der immer so ruhige und ausgeglichene Conde,
der sonst stets mit allen noch so verzwickten Problemen zurecht kommt,
plötzlich überhaupt nicht mehr ruhig ist.
Ein Teil des Problems liegt Zweifels ohne
an den unterschiedlichen Parteien, die mit ihren unterschiedlichen Forderungen
an ihn heran treten: Obwohl der über die PA laufende Sound für
ein Publikum von 12.500 noch zu leise ist, ist das auf dem Ü-Wagen
ankommende Signal schon jetzt zu laut. Wo ist da der goldene Mittelweg?
Gibt es überhaupt einen goldenen Mittelweg? Je nachdem, mit wem man
darüber spricht, fällt die Antwort sehr unterschiedlich aus.
Dazu kommt noch, daß der Sound in
einer komplett leeren Halle sowieso noch einmal ganz anders ist, als wenn
die Halle nachher mit 12.500 Menschen gefüllt sein wird.
Aber Conde ist eben doch ein absoluter Meister
seines Fachs, macht das Unmögliche möglich und vermeldet irgendwann,
„OK, wir können anfangen!“
Von dem nun beginnenden kompletten Durchlauf
der Show bekomme ich leider nicht annähernd so viel mit, wie ich gerne
würde. Immer wieder muss ich zwischendurch durch die Katakomben der
Halle flitzen und dieses und jenes erledigen.
Was ich mitbekomme, stimmt mich allerdings
schon sehr positiv:
Holger Mahlich in es in seiner Funktion
als Regisseur gelungen, ein gar nicht wirklich bühnentaugliches Stück
zu einer sehr schönen Inszenierung zu machen.
Für einen Theater-Laien (wie auch ich
selbst es bin) ist es vermutlich schwer, nachzuvollziehen, warum Master
of Chess so viel bühnentauglicher war, als der Super-Papagei, aber
vielleicht helfen da ein paar kleine Beispiele:
Master of Chess spielte in einem Schloß mit vielen unterschiedlichen Räumen, die man auch akustisch transportieren und verdeutlichen konnte: Da war eine große hallige Eingangshalle, ein trocken klingendes Schlafgemacht, eine geflieste Küche und ein erdiger unterirdischer Gang – alles Räume, die sich vom Klang her vollkommen voneinander unterscheiden. Der Super-Papagei hingegen ist ein Stück, das zu Großteilen unter freiem Himmel und im kalifornischen Sonnenschein spielt. Die Möglichkeit mit Regen, Wind oder einem Hall akustische Akzente zu setzen, und damit das Publikum in gewisser Weise mit in das Stück einzubeziehen, fiel also von vornherein fast komplett weg.
Auch von der Dramaturgie her war Master of
Chess von vornherein auf eine live- und Bühnen-Aufführung angelegt.
Rollen und Texte wurden hier absichtlich so geschrieben und konzipiert,
daß sie sich extrem gut live spielen und vortragen lassen.
Der Super-Papagei hingegen ist nicht für
eine Bühne geschrieben worden (eigentlich ja noch nicht mal für
ein Hörspiel), sondern als Buch. Und bestimmte Dinge, die in einem
gelesenen Text gut funktionieren, bereiten in einer Live-Umsetzung schon
ganz gehörige Schwierigkeiten.
Und während auf der Bühne der Super-Papagei
seinen Lauf nimmt, laufen wir vom Orga-Team weiter im Laufschritt durch
die Halle.
Ich bin ja beileibe nicht die einzige, die
heute wie ein Weltmeister auf den Beinen ist:
Marketing-Martin, After Show Party-Judith
und Presse-Ninchen geht es nicht anders.
Und auch „jenseits von EUROPA“ ist man mit
7-Meilen-Stiefeln unterwegs: A.S.S. haben nicht nur ihre beiden Tourleiter
Holger und Mika ins Rennen geschickt, sondern vor allem auch Steffen und
Sabine, die in den letzten Monaten genauso viel gemailt, telefoniert, geplant
und organisiert haben wie wir EUROPAer.
Die Uhr tickt, es geht an die letzten Vorbereitungen...
![]() |
Der Einlaß beginnt und ich höre
die ersten Töne der R.E.M.-CD Automatic For The People durch die Halle
schallen. Warum R.E.M.? Warum nicht R.E.M.!?!
< Meine Wahl der Einlass-Musik |
In letzter Minute war uns noch eingefallen,
daß es ja schon etwas langweilig wäre, wenn wir das eintreffende
Publikum zwei Stunden lang ganz ohne musikalischer Untermalung in der leeren
Hallen sitzen lassen würden. „Bring doch einfach eine nette CD mit,“
hatte mir irgendwer gesagt.
Als ich am Abend dann vor meinem CD-Regal
stand, war das ein ganz komisches Gefühl: Welche CD(s) soll ich jetzt
einpacken? Soll ich Fischer Z, die Boomtown Rats oder Marc Burgess einpacken
und 12.500 Leute mit meinem eigenen Geschmack quälen? Lieber nicht.
Versuche ich Musik von 1979 zu finden? Auch nicht; erstens kapiert das
vermutlich keiner und zweitens war 1979 sowieso nicht das Highlight-Jahr
der deutschen oder internationalen Musikgeschichte. Also etwas massenkompatibles.
Aber was? Beatles? Housemartins? Franz Ferdinand?
Schließlich fiel meine Wahl auf R.E.M.
Ob das jetzt die richtige Wahl war? – Vermutlich
werde ich das nie erfahren...
![]() |
![]() |
Es ist 19:15 Uhr, das Licht in der ColorLineArena geht aus, und auf der Leinwand beginnt der Film, den wir extra zu diesem Anlaß haben drehen lassen. In einem bunt und schnell zusammengeschnittenen Potpourie haben wir Prominente (Lotto King Karl, Wir sind Helden, Olli Schulz, Sportfreunde Stiller, Daniel Brühl, Fabian Harloff und Sascha Draeger und Maira Ketikidou und Till Demtröder vom Großstadtrevier) und Fans nach ihren Erfahrungen und Erlebnissen mit den Drei ??? befragt.
„Lauter!“ gellen diverse Rufe durch die Halle.
Richtig, der Ton ist noch nicht wirklich berauschend. Ich kriege ein wenig
Angst: Werden wir es doch nicht hinbekommen, die Halle mit einem wirklich
guten Klang zu füllen? Ist die Halle zu groß, die Anlage zu
klein? Hängen die Boxen an den falschen Stellen?
Zum Glück haben sie die Soundprobleme
innerhalb weniger Minuten erledigt.
Als ich später noch einmal darüber
nachdenke, wird mir klar, daß das ein ganz normaler alltäglicher
Vorgang war. Auch bei Konzerten sind die ersten zehn Minuten die Zeit,
in der der Tontechniker noch einmal alle Hände voll zu tun hat und
in Windeseile an allen 50.000 Knöpfen seines Mischpults dreht und
schiebt. Da kann man vorher einen noch so langen, gründlichen und
ausführlichen Soundcheck gemacht haben, es ist nun einmal eine unabwendbare
Tatsache, daß eine leere Halle anders klingt, als wenn sie mit 12.500
Stoff tragenden Menschen gefüllt ist.
Der einzige Unterschied ist, daß das
bei Konzerten oft nicht so auffällt. Die meisten Bands wissen um diese
Problem und beginnen ihr Set entweder mit einem Hit – der gleich alle von
den Stühlen reißt und zum Mitsingen und –klatschen animiert
– oder mit einem Song, der ganz leise und ruhig und nur mit halber Instrumentierung
anfängt; eben genau um dem Tontechniker die Chance auf einige Justierungen
zu geben.
Wie so oft in den vergangenen Monaten ist
es bei unserer Veranstaltung eigentlich genau wie bei einem Rockkonzert
nur eben doch ganz anders: Bei einem Hörspiel (oder in diesem Fall
bei einem relativ ruhigen Film) fallen die anfänglich Unlänglichkeiten
des Sounds sofort ins Auge... pardon... ins Ohr.
Überhaupt hat uns dieses genau wie und
eben doch ganz anders im Laufe der Vorbereitung immer wieder Anlaß
zur Verzweifelung aber auch Grund zu herzlichem Gelächter geliefert.
So gab es zum Beispiel die Frage von der
ColorLineArena, mit wie vielen Trucks wir denn kommen würden. „Ein
Ü-Wagen und ein kleiner Transporter und dann vielleicht noch ein oder
zwei Kombis,“ hatte unsere Antwort gelautet. „Wie? Und wann kommen die
anderen LKWs?!“ – „Welche anderen LKWs?! Andere LKWs wird es nicht geben!“
– „Aber...“ – „Nichts aber!“ – „... Das ist alles? Britney Spears ist hier
mit 18 LKWs vorgefahren. Und die Show war noch nicht mal ausverkauft!“
– „Ja. Bei uns ist das eben anders!“
Nachdem der Film nach ca. 10 Minuten zu Ende
ist, ist der große Moment endlich gekommen: Die Drei ??? betreten
die Bühne und alle 12.500 Anwesenden springen von ihren Stühlen
auf, um Justus, Peter und Bob – oder Oliver, Jens und Andreas – mit Standing
Ovations zu begrüßen.
Mir schießen die Tränen in die
Augen.
Dies ist der Moment, an dem mir plötzlich
ganz klar und deutlich vor Augen geführt wird, wofür wir alle
die letzten Monate gearbeitet haben!
Plötzlich ist der eine Moment gekommen,
an dem alle Fäden zusammen laufen und an dem alles einen Sinn ergibt.
Einer meiner ganz großen Helden und
Vorbilder ist Bob Geldof. In dem ersten Kapitel seiner 1987 erschienenen
Biographie (Is that it?) beschreibt er das Gefühle, das er hatte,
als er bei dem von ihm organisierten Live Aid-Konzert auf der Bühne
stand und sich am Ziel (s)eines langen Weges sah. Er benutzt dazu Worte
aus Samuel Becketts Warten auf Godot:
Let us not waste our time in idle discourse!
Let us do something, while we have the chance! It is not every day that
we are needed. Not indeed that we personally are needed. Others would meet
the case equally well, if not better. To all mankind they were addressed,
those cries for help still ringing in our ears! But at this place, at this
moment in time, all mankind is us, whether we like it or not. Let us make
the most of it, before it is too late! […] But that is not the question.
What we are doing here, that is the question. And we are blessed in this,
that we happen to know the answer. Yes, in this immense confusion, one
thing alone is clear. We are waiting for Godot to come.
Übersetzung: Wir wollen unsere Zeit
nicht bei unnützen Reden verlieren. Wir wollen etwas tun, solange
sich die Gelegenheit bietet! Uns braucht man nicht alle Tage. Es ist offen
gesagt nicht so, als brauchte man gerade uns. Andere würden die Sache
ebensogut, wenn nicht besser machen. Die Hilferufe, die uns noch in den
Ohren klingen, richteten sich an die gesamte Menschheit. Aber hier, an
diesem Platz und in diesem Moment, sind wir die gesamte Menschheit – ob
uns das nun gefällt, oder nicht. Laß uns das beste daraus machen,
bevor es zu spät ist. [...] Was tun wir hier, das muß man sich
fragen. Wir haben das Glück, es zu wissen. Ja, in dieser ungeheuren
Verwirrtheit ist eines klar: Wir warten darauf, daß Godot kommt.
Und auch auf die Gefahr hin, daß ich
hier jetzt etwas theatralisch und over the top klingen mag, irgendwie fühle
auch ich mich in diesem Moment genau so.
Neben mir sitzen Martin und Judith und als
ich zu ihnen rüber gucke, sehe ich, daß es auch ihnen genau
so geht wie mir: Auch sie haben Tränen in den Augen...
Und da stehen sie jetzt also auf der Bühne:
Die drei befrackten Fragezeichen. „Warum Frack?“ haben einige von Euch
sich gefragt. So genau weiß ich das, ehrlich gesagt, auch nicht.
Es war die Entscheidung der drei selbst. Ich habe das mehr oder weniger
nur am Rande mitgekriegt und: Ich bin auch nicht wirklich die richtige
Ansprechpartnerin, wenn es um Kleidungs- oder Modefragen geht... Aber schick
sehen sie schon aus.
![]() |
![]() |
![]() |
alias "Bob Andrews" |
alias "Justus Jonas" |
alias "Peter Shaw" |
![]() |
![]() |
![]() |
Sehr gut gefällt mir, daß die
drei beschlossen haben, ihre Mitstreiter nicht erst am Ende der Show, sondern
gleich am Anfang vorzustellen. Genau wie bei einem Film finde ich es sehr
schön, wenn man von vornherein weiß, mit wem man es zu tun hat.
Vielleicht war das der Moment, an dem einige
von Euch enttäuscht waren, nicht alle noch lebenden Sprecher der Originalbesetzung
des Super-Papageis von 1979 auf der Bühne zu sehen. Aber manchmal
gibt es eben Gründe, die dazu führen, daß man nicht alles,
was man sich wünscht, erreichen und in die Tat umsetzen kann.
Das Leben ist einfach nicht immer ein Wunschkonzert. | ![]() |
Ich finde aber, daß wir in Brigitte
Böttrich, Detlef Bierstedt, Ben Hecker und vor allem auch Thomas Fritsch
durchaus mehr als würdigen Ersatz (wenn man dieses Wort überhaupt
in den Mund nehmen darf) gefunden haben.
Ganz besonders gut gefallen mir die dezenten Schauspiel-Einlagen, die Holger Mahlich in die Lesung hinein-inszeniert hat: Detlef Bierstedt, der sich als gefesselter und geknebelter Mr. Fentriss einen Papiertaschentuch in den Mund steckt, Jens, der als Peter seine 100 Schritte auf dem Friedhof immer größer und größer werden läßt, Andreas, der als zum Brunnen rennender Bob fast einen rückwärts-Moonwalk auf die Bühne legt, die Papageien, die reihum von den verschiedenen Schauspielern gesprochen werden, es schaffen, sich für diese Momente nicht nur akustisch, sondern irgendwie auch optisch in bunte Vögel zu verwandeln und viele andere Kleinigkeiten, die den sonst so engen Raum eines Hörspiels (oder einer Lesung) diesem Anlaß gemäß eben doch ein weniger weiter stecken.
Ganz besonders möchte ich an dieser
Stelle Stefan Brönneke als Carlos hervorheben. Ich weiß nicht,
ob es wirklich stimmt, aber irgendwie war mir im Laufe des Tages zu Ohren
gekommen, daß Stefan eigentlich noch überhaupt nie auf irgendeiner
Bühne gestanden haben. Wenn das jetzt nicht stimmt – sorry, dann war’s
eine Fehlinformation. Aber wenn dem so ist, finde ich seine Leistung um
so verblüffender: Er spielt den Carlos mit einer so herrlichen Mischung
aus der Ernsthaftigkeit eines kleines mexikanischen Jungen und eine gehörigen
Portion Selbstironie gespielt – einfach wunderbar!
![]() |
![]() |
![]() |
als Erzähler |
|
alias Morton & Skinny Norris |
Auch inhaltliche gibt es an dem Stück
einige kleine, aber sehr fein gesetzte und herausgearbeitete Veränderungen:
Das plötzliche Einschreiten von Erzähler Alfred Hitchcock, der
versucht, dem 25 Jahre alte Rätsel der verdrehten Autonummer auf den
Grund zu kommen oder die – sozusagen als running gag – immer wieder kehrenden
Frage nach der Identität von Mr. Claudius („Wer?“ – „Der dicke Mann!“);
auch das eine Anspielung auf einen Fehler im ursprünglichen Drehbuch,
denn, wenn man einmal davon ausgeht, daß Justus Jonas zwar erstklassig
kombinieren, deswegen aber noch lange nicht hellsehen kann, können
die Drei ???, als sie Mr. Claudius das erste Mal gegenüber stehen,
eigentlich noch gar nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben.
![]() |
Geräusche-Peter und Henrik Albrecht
und seine Drei ???-Band tragen kräftig dazu bei, das Hörspiel
perfekt zum Leben zu erwecken und abzurunden.
Geräusche: Peter Klinkenberg |
![]() |
Dadurch, daß in dieser Inszenierung
15 Leute auf der Bühne stehen, passieren manchmal so viele Dinge gleichzeitig,
daß ich es teilweise richtig schwierig finde, alles zu sehen, zu
hören und mitzubekommen.
Ist Euch zum Beispiel aufgefallen, daß
das Geräusch des anfahrenden Rolls Royce-Motors weder aus Peters Geräusche-Sammlung
noch als Einspielung vom Mischpult, sondern aus Christians Trompete kam?!
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
oder Mr. Claudius & Mr. Fentriss |
oder Carlos & Morton |
oder Mr. & Mrs. Claudius |
|
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Aber es war ja von vornherein klar und abgesprochen, daß dies ein einmaliges Event werden sollte. Und so soll es auch bleiben. | ![]() |
An dieser Stelle ist es vielleicht doch noch
mal Zeit auf einen Kritikpunkt, der mir von einigen von Euch zu Ohren gekommen
ist, einzugehen:
Das mangelnde Rahmenprogramm.
Richtig: Als wir Anfang des Jahres damit
begannen, diesen Abend zu planen, hatten wir in der Tat die Idee, nicht
nur eine 2004-er-Version des Super-Papageis auf die Bühne zu bringen,
sondern diese Aufführung noch mit einem etwas größeren
/ bunteren Rahmenprogramm abzurunden.
Es gab eine Menge Ideen, aber je länger
wir uns mit jeder einzelnen dieser Ideen beschäftigten, desto mehr
mußten wir einsehen, daß wir damit weder uns noch Euch einen
Gefallen tun würden. Der Abend – da waren wir uns alle einig – sollte
perfekt werden und alles, was diesem Anspruch nicht genügen würde,
mußte, so schwer das auch manchmal viel, wieder verworfen werden.
Was waren das für Ideen, die wir hatten?
Da war zum Beispiel die Idee, Euch einen Film über die Anfänge der Drei ??? zu zeigen. Aufnahmen aus dem Studio aus den späten 70-er-Jahren, mehr oder weniger private Bilder von den Drei ???, alte Interviews aus dieser Zeit. Als wir dann aber in allen uns zur Verfügung stehenden Archiven auf die Suche gingen, mußten wir feststellen, daß es aus dieser Zeit fast kein Material gibt! 1979 war eben noch nicht die Zeit, als jeder Hans und Frans mit einer Video- oder Digitalkamera unterwegs war und alles in Wort und Bild festgehalten wurde. Zumal: Wer hätten denn damals auch ahnen können, daß wir genau diese Bilder 25 Jahre später brauchen würden? Also: Gute Idee – machen wir nicht.
Oder die Idee sozusagen als Vorprogramm einen
Comedy-Act einzuladen. „Prima Idee,“ dachten wir anfänglich... aber
dann kam die Frage wer das denn sein könnte? „Ich finde Mittermeyer
lustig!“ – „Den? Der ist doch furchtbar! Was ist mit Ingo Appelt?“ – „Den
hab ich mal ausversehen live gesehen; da mußte ich rausrennen!“ –
„Wer dann?“ – „Keine Ahnung.“ Und schon standen wir wieder auf dem Schlauch.
„Was ist, wenn wir selbst etwas schreiben?“
– „Könntest Du so etwas schreiben? Am besten noch mit einem direkten
Bezug auf die Drei ???“ – „Nein. Kannst Du das?“ – „Nein.“ – „Kennen wir
jemanden, der so etwas kann?“ – „Nein.“ Also: Gute Idee – machen wir nicht.
Oder die Idee eine Band auftreten zu lassen.
Wieder standen wir vor der gleichen Frage: „Was gefällt?“ Ich fand
es ja schon schwer genug, eine CD auszusuchen, die als Hintergrundmusik
in der Halle läuft, aber wer um alles in der Welt kann sagen, welches
die durchschnittliche Lieblingsband von 12.500 Drei ???-Fans ist?!?
Und welchen Bezug hätte diese Band
– so es sie denn gäbe – zu den Drei ??? ?
Bei einer Band wäre erschwerend noch
die Frage der Technik dazu gekommen: Für Live-Musik hätte man
eine komplett andere Anlage gebraucht, als wir sie für das Hörspiel
vorgesehen hatten. Also ein Strich durch den entsprechenden Punkt auf der
Ideen-Liste und ein weiterer großer Seufzer: „Gute Idee – machen
wir nicht.“
Last but not least die Idee, der wir am längsten
treu blieben:
Eine Art Live-Interview oder eine Talkrunde
mit allen / viele Beteiligten auf der Bühne. Das wäre von der
Durchführung und der Technik her schon möglich gewesen, aber
je länger wir (und damit meinen ich jetzt nicht nur uns von EUROPA,
sondern insbesondere auch diejenigen, die in dieser „Talkrunde“ hätten
sitzen soll), desto weniger konnte wir uns das in der Praxis vorstellen:
Da wären also nach dem Ende des Stücks
die Mikrophone beiseite geschoben und Sofas auf die Bühne gerollt
worden und irgend jemand hätte damit begonnen, den Drei ???, Heikedine
Körting oder wem auch immer Fragen zu stellen?
Kann man sich das wirklich vorstellen?
Gibt es Fragen, die noch nicht in einem
der vielen, vielen Interviews gestellt worden sind und somit für alle
neu und spannend wären? Und kann man erwarten, daß die Antwortgeber
vor so einem großen Publikum die nötige innere Ruhe, die man
zum Beantworten der Fragen braucht, finden würden?
Es ist nämlich schon noch mal etwas
völlig anderes, ob man als Schauspieler eine Rolle spielt oder ob
man in einem Interview sich selbst präsentiert.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
|
|
Ihr merkt also, auch hier klaffen Theorie
und Praxis wieder sehr ziemlich weit auseinander.
Und so kamen wir schließlich gemeinschaftlich
zu dem Schluß, daß wir – bis auf den Film und die Verleihung
der Auszeichnungen – auf jegliches Rahmenprogramm verzichten würden.
Wir waren uns einig, daß wir dem grandiosen
Erlebnis des Live-Hörspiels durch ein mehr oder weniger wackeliges
Rahmenprogramm keinen Dämpfer aufsetzen wollten.
Und ich glaube, daß das die richtige
Entscheidung war!
Und so steht am Ende des Abends dann „nur
noch“ die Überreichung von großen bunten Dankeschöns an
Oliver, Jens, Andreas, Heikedine Körting und André Minninger
auf dem Programm.
Und heute? Heute tappt er zögernd auf
die Bühne und vergißt nicht nur, wie unsere derzeitige Firmierung
lautet (OK, das kann man ihm nicht wirklich vorwerfen – wir haben in den
letzten Jahren dermaßen oft unseren Firmennamen gewechselt, daß
wir hier alle langsam den Überblick verlieren!), sondern auch, sich
vorzustellen.
Für alle, die sich also immer noch
fragen, wer der Mann im braunen Kordanzug war: Das war Ulli Feldhahn, der
Senior Vice President der BMG Record GmbH, Family Entertainment aus Hamburg!
In seiner kurzen Rede findet er dann aber
doch die richtigen, schönen und dem Anlaß entsprechenden Worte
– vor allem die Aussage, daß wir hier im „größten Kinderzimmer
der Welt“ stehen, tut es mir an!
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
|
Wer hätte gedacht, daß es unsere
kleine Detektiv-Serie für Kinder einmal so weit bringen würde?!?
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
|
Mit Hilfe von Martin und mir überreicht Ulli die verflixt schweren und unhandlichen Acryl-Bilder, bedankt sich bei allen mindestens 824 an diesem Abend und der ganzen Aktion Beteiligten (was übrigens kein Spruch, sondern wirklich nachgezählt ist!) und wünscht allen Anwesenden ein gutes nach Hause kommen.
Und damit ist der Abend dann für die
meisten Anwesenden zu Ende. Zumindest von unserer Seite aus. Aber Hamburg
an einem Samstag Abend bietet ja Zweifels ohne eine Menge Möge und
Weglichkeiten für eine Fortsetzung.
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
|
Ein paar Autogramme müssen dann doch noch sein!
![]() |
![]() |
![]() |
Aber, wie gesagt: Ich habe in Bezug auf die
AfterShowParty einige – definitiv nicht Alkohol-bedingte – Lücken.
Vielleicht hat ja noch jemand anderes Lust, hierzu etwas zu schreiben?!
![]() |
![]() |
![]() |
Hiltrud Fitzen - Ulli Feldhahn - Maike Nagel |
Oliver Rohrbeck - Sascha Draeger |
|
Es muss irgendwann zwischen drei und vier
Uhr sein, als ich – inzwischen unter den letzten Verbleibenden – die Party
verlasse. (Zumindest behauptet meine, unter von mir verursachten Schlafstörungen,
leidende Nachbarin, daß ich um diese Uhrzeit einen großen Lärm
im Treppenhaus gemacht hätte. Blödsinn! Das nächste Mal
wenn „ich“ einen Auftritt in der ColorLineArena habe, schenke ich ihr zur
Feier des Tages ’ne Packung Lärmstop!!!)
Wider erwarten schlafe ich wie ein Stein
ein.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
|
|
Den Sonntag verbringe ich präventiv
mit Grübel-Attacken bekämpfenden kulturellen Gegenmaßnahmen
(Tanz der Vampire / griechisch Essen gehen / super Konzert der Wohnraumhelden
und Fred Timm angucken).
Nicht nur für mich, sondern vor allem
auch für Oliver, Jens und Andreas, meine Kollegen Martin und Judith,
und Sabine und Steffen von A.S.S. sowie für viele der anderen 824
Menschen waren die letzten Monate schon etwas ganz außergewöhnliches.
Wir alle haben unglaublich viele (neue)
Erfahrungen gemacht und Dinge gelernt, uns ganz klein und dann wieder ganz
groß gefühlt, gelacht und geweint, gestritten und uns wieder
versöhnt, diskutiert, debattiert, telefoniert, und, und und...
Und ein Spaziergang war der Weg bis in die ColorLineArena nun wahrlich nicht!
Nun habe ich alle Emotionen, Gefühle
und Gedanken in ihre entsprechenden Schubladen verstaut und kann anfangen,
mich auf ein Leben zu konzentrieren, von dem ich nie erwartet hätte,
daß es es geben würde: Das Leben nach dem 2. Oktober 2004!
Danke für’s treue Lesen!
;) Corinna. |