Im eigenen Bett
Weil wir ja gestern nach der
Show noch in den Bus gestiegen und nach Hamburg gefahren sind, wache ich
in meinem eigenen Bett auf! Nach so vielen Tagen in immer wieder unterschiedlichen
Hotels - mal mit großen, schweren Bettdecken, mal mit kleinen runden
Kopfkissen, mal ... u. s. .w. - ist es schon fein, mal wieder in seiner
gewohnten und vertrauten Umgebung aufzuwachen.
Frühstücken üben
So weit also so gut. Aber
dann wird's kompliziert: Wo kommt denn noch mal das Frühstück
her, wenn nicht ein oder zwei Etagen tiefer ein Buffet angerichtet ist?
Ich soll mir selbst einen Kaffee kochen? Herrje? Brot ist keins da? Mist.
Ach doch, da ist ja noch was... verschimmelt... logisch, bin ja auch eine
Woche nicht hier gewesen...
Mein Frühstück fällt
folglich reichlich unbefriedigend aus: Ich esse ein riesiges Marzipanei,
das noch von Ostern übrig geblieben ist und nippe einige Schluck kalten
Kaffee, das das Wasser aus unerklärlichen Gründen nicht kochen
wollte, ich es aber beim Aufgießen des Kaffees nicht gemerkt hatte
und mich jetzt wundere, warum die Tasse so kalt ist...
OK. Das mit dem zu Hause-Frühstücken
üben wir nächste Woche noch mal!
Und wo ist die Regenjacke?
Das nächste Problem ist
das Wetter: Es gießt!!! Das Wasser läuft in richtigen Sturzbächen
das Dach hinunter und wenn man in den Himmel guckt, kann man sich kaum
vorstellen, daß da von irgendeiner Seite her Besserung in Sicht sein
könnte...
8.000 vermatschte Füße?
Oh weia... Wenn die 4.000
Leute, die heute Nachmittag in den Stadtpark kommen werden, nicht nur relativ
eng stehen müssen, sondern auch noch von unten im Matsch versinken
und von oben begossen werde... ob das der Stimmung sehr zuträglich
sein wird?!?
Auch mein Timing ist noch
nicht wieder das, was es mal war. Wenn ich keinen Holger habe, der mir
sagt, daß ich spätestens um 11:00 Uhr vor dem Bus zu stehen
habe, komme ich komplett ins Schleudern... Ich sitze noch am Tourtagebuch
von gestern und versuche die in Wuppertal gemachten Bilder runterzuladen
und zu sortieren, als ich plötzlich feststelle, daß es nicht
nur schon sehr spät, sondern eigentlich bereits zu spät ist.
Curfew!
Da der Stadtpark mitten in
der Hamburger Innenstadt liegt und vor allem im Osten von Wohngebieten
umrandet wird, gibt es hier eine sehr strenge Regelung über die den
Anwohnern zumutbare Lärmbelästigung. Diese Verordnung sagt auch,
daß in der Zeit zwischen 13:00 Uhr und 15:00 Uhr überhaupt kein
Lärm gemacht werden darf - folglich muß unser Soundcheck bereits
um 13:00 Uhr über die Bühne gegangen sein.
Da ich es mit öffentlichen
Verkehrsmitteln nie im Leben bis 12:00 Uhr in den Stadtpark schaffen würde,
bleibt mir also nichts anderes übrig, als mir ein Taxi zu rufen...
Fast zeitgleich fahren mein
Taxi und der vom Hotel kommende Bus vor.
Hilfe! Eine neue Riesenbühne!
Der erste Blick in den Stadtpark
ist überraschend: Seit ich mich an den Stadtpark erinnern kann (und
ich war spätestens 1987 das erste mal hier), wurde die Bühne
von einem gelb-orangenem Zeltdach überspannt, das jedes Jahr zum Ende
der Saison ab- und im folgenden Sommer wieder aufgebaut wurde. Zugegeben
wurde es von Jahr zu Jahr nicht wirklich schöner und ansehnlicher.
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Aber dieses Zeltdach scheint
nun endgültig ausgedient zu haben. Holger hatte gestern oder vorgestern
schon angekündigt, daß sich an der Stadtpark-Bühne etwas
verändert haben würde, aber damit hatte jetzt wohl doch keiner
von uns gerechnet.
Wo sich einst das gemütlich-kleine
Zeltdach wölbte, steht jetzt ein wahres Riesending an Bühne.
Ganz aus einer Stahlkonstruktion erbaut, aber in Richtung des Zuschauerraumes
hin mit einigen verblenden Gazebahnen abgehängt, sieht die Bühne
zwar sehr schick aus, ist - zumindest meiner Meinung nach - aber echt einige
Nummern zu groß für den doch eher kleinen Stadtpark.
Eine Bühne diesen Formates
würde ich in Roskilde oder auf dem NürburgRing, nicht aber hier
erwarten.
Besonders mit unserem überaus
spärlichen Bühnendekor sieht die Bühne wirklich einige Nummern
zu groß aus. Na gut - aber besser zu groß, als zu klein...
Sonnenloch
Das Wetter hat sich inzwischen
Verblüffenderweise echt ziemlich gebessert. Von einem heißen
und sonnigen Frühsommertag sind wir zwar noch ein gutes Stück
entfernt, aber die fetten schwarzen Wolken werden jetzt immer häufiger
von kleinen weißen Schäfchenwolken verdrängt und zwischendurch
kann man sogar schon ab und an die Sonne durch die Wolken blitzen sehen.
Gemütlich
Zwischen Soundcheck und dem
Beginn der Show sind jetzt mehrere Stunden Zeit. Zurück zum Hotel
zu fahren lohnt sich nicht wirklich, außerdem ist der Backstagebereich
hier ganz nett und gemütlich und fast alle bleiben.
Peter und Frank haben mal
wieder Besuch von Katja und Martina aus Kiel bekommen und zusammen mit
Katjas Bruder machen sie einen kleinen Ausflug zum nahegelegenen Stadtparksee.
A.S.S. ist mit großer Mannschaft angerückt und die meisten von
uns haben ein paar Freunde hier, die teilweise auch jetzt schon da sind,
und mit denen sitzen wir alle sehr gemütlich unter den Zelten rum,
trinken Kaffee und essen Kartoffelsuppe und warten darauf, daß es
16:00 Uhr wird.
Sie kommen!
Atemberaubende Kulisse
Die Kulisse, die sich uns
bietet ist wirklich atemberaubend. Der Stadtpark mit seinem halbrunden
von einer riesigen Buchenhecke umgebenen Zuschauerraum ist eh ein immer
wieder wunderschönes Venue. Wenn dann aber auch noch die Sonne scheint
und man auf der Bühne steht und in 4.000 erwartungsvolle Gesichter
blickt - das ist dann wirklich der Hammer!!!
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Joachims Schlafzimmer
Die Show ist dann ganz wunderbar!
Große "Pannen" gibt
es keine, aber Joachim unterläuft ein wunderbarer Versprecher: "Was
habt ihr in meinem Schlafzimmer zu suchen?" faucht er Justus, Peter und
Bob an, als er sie in seinem Schachzimmer erwischt.
Das mußte ja irgendwann
passieren! Beim Soundcheck - wenn man sich nur so halb konzentriert und
sowieso auch absichtlich fürchterlich viel Blödsinn geredet wird
(einige der Soundcheck waren wirklich totkomisch!!!) - ist Joachim dieser
Versprecher durchaus schon mal passiert. Das Wort Schlafzimmer ist einem
einfach geläufiger und kommt einem leichter über die Lippen,
als das Wort Schachzimmer. Live ist dieser Versprecher Joachim noch nie
passiert.
Das Gelächter ist riesengroß
und Oliver findet auch gleich eine passende Erklärung: "Der Kollege
wohnt nur einige Meter von hier entfernt, es kommt ihm hier anscheinend
vor, wie in seinem Schlafzimmer."
Lichttechnik: Corinna!
Ich sitze eine ganze Zeitlang
neben Kerstin hinter dem Lichtmischpult, von wo aus man einen sehr schönen
Blick sowohl auf die Bühne, als auch auf das Publikum hat. "Eigentlich
müßte ich ja mal ganz dringend wo hin..." vertraut Kerstin mir
an. "Geh doch. Soll ich hier für Dich weitermachen?" - "Kriegste das
hin?" - "Müßte ich eigentlich, oder?" Kerstin hat, als sie den
Job von Elli übernommen hat, eine sehr ausführliche Liste mit
allen Einsätzen und den dabei einzusetzenden Scheinwerferkombinationen
bekommen, nach der sie sich nun richten kann. Diese Liste ist nicht in
"Techniker-Latein" geschrieben, so daß auch ich sie begreifen kann.
"Ich werde das schon hinkriegen," meine ich, "zumal: So, wie die Sonne
jetzt scheint, ist von den paar Scheinwerfern, die auf der Bühne stehen,
eh kaum etwas zu sehen, oder?" - "Stimmt."
Bye-Bye Helmut... :-(
Zum Abschluß der Tournee
(es geht ja erst in sechs Wochen weiter und dann werden es auch nur noch
vier Termine sein), hat A.S.S. alle Beteiligten plus einigen Anhang zu
einem netten Get-Together ins Landhaus Walter auf der anderen Seite des
Stadtparks eingeladen.
Außerdem hat Helmut
heute seinen letzten Abend mit uns.
Er wird im Sommer (16. Juli
- 19. August 2003) in Bregenz im Rahmen der Bregenzer Festspiele (www.bregenzerfestspiele.com)
in der West Side Story auf der Bühne stehen. Die Proben liegen unglücklicherweise
genau in der Zeit, in der noch mal die vier ???-Shows statt finden werden
und so werden wir uns für diese vier Termine wohl schweren Herzens
um eine würdige Vertretung kümmern müssen. Um so wichtiger
ist es jetzt, daß wir den Tag gemeinsam ausklingen lassen!
Schnell weg hier!
Wir versuchen also, den Stadtpark
möglichst schnell zu verlassen.
Das Landhaus Walter hat uns
ein sehr leckeres Buffet zusammen gestellt und wir haben alle gut Hunger
und hauen rein.
Landhaus Walter
Tja und so sitzen wir dann
noch lange und gemütlich im Landhaus Walter, lassen die diversen Fotoapparate
noch einmal um die Wette klicken und sind jetzt schon traurig, daß
wir uns so lange nicht sehen werden.
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Gegen 22:00 Uhr rollt dann
der große rote Bus mit allen Berlinern drin Richtung A24. Zurück
bleibt ein ganz kleiner harter Kern, bestehend aus Michael (einem der beiden
Chefs von A.S.S.), Martin, Ninchen und mir. Aber nach einer für die
meisten von uns ziemlich anstrengenden Woche und einem durchgearbeiteten
Wochenende, halten auch wir nicht mehr lange durch.
Also sage ich an dieser Stelle
tschüß, bedanke mich fürs Mitlesen und hoffe, daß
Euch das Lesen so viel Spaß gebracht hat, wie mir das Schreiben!
Corinna.