Kopfweh
Auf nach Weimar
Statt dessen steht pünktlich um 10:30
Uhr der Bus abfahrtbereit vor dem Hotel. Wir werden heute Touristen spielen
und uns Weimar angucken! Connie ist wieder mit von der Partie, als zweite
Stadtführerin haben wir meine andere Jenaer Freundin Anna-Lena engagiert.
Die beiden sind pünktlich zur Stelle und schon kann's losgehen. Über
eine holprige Landstraße und durch eine wunderschöne, hüglig-bewaldete
Gegend geht's in das nur ca. 30 km entfernte Weimar. Holger, Johnny, Frank,
Oliver, Peter und wir drei Mädels sind die Besetzung des heutigen
Tages.
Wir finden einen Platz, an dem wir den Bus mehr oder weniger legal ein paar Stunden stehen lassen können und erkunden zu Fuß die Stadt.
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Osten?
Daß wir hier im ehemaligen Osten sind,
ist vor allem daran zu erkennen, dass inzwischen alles Tip-top und wunderschön
renoviert ist. Ohne gehässig klingen zu wollen, sieht man hier, wo
unser Solidaritätsbeitrag hin geflossen ist. Andererseits war Weimar
vor zwei oder drei Jahren auch Europäische Kulturhauptstadt und dass
sich eine Stadt für so einen Anlaß herausputzt, kann man leicht
nachvollziehen.
Komische Plaketten in ganz Weimar
Wir wandern durch kleine Kopfsteinpflastergässchen
und staunen, dass fast an jedem zweiten Haus eine Gedenkplakette angebracht
ist. Am schönsten ist eine Plakette, die daran erinnert, dass eine
gewisse Yelda bei diesem Bäcker zwischen Januar und April 2000 regelmäßig
ihre Brötchen kaufte! Schöner Humor!
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Olles Wetter
Leider ist das Wetter nicht gerade wundervoll.
Im Gegenteil - je weiter wir uns den ehemaligen Wohnhäusern von Goethe
und Schiller - die in der Tat eine Zeit lang direkte Nachbarn waren! -
nähern, desto ungemütlicher wird es. "Kultur, Kultur, Kultur,
Kaffee, Kaffee, Kaffee! Zack! Zack?!" schlägt Oliver deswegen vor.
Das klingt nach einem guten Plan. Also haken wir den Kultur, Kultur, Kultur-Teil
so schnell wir möglich an und wollen uns dann dem Kaffee, Kaffee,
Kaffee-Teil des Tages widmen, als es ganz gehörig an zu gießen
fängt. Ein Café ist gerade nicht zur Stelle, also flüchten
wir in den nächstbesten Laden: Ein Laden, in dem Mineralien und Halbedelsteine
angeboten werden, aber auch jede Menge ausgestopfter, bzw. präparierter
Schmetterlinge, Falter, Käfer und Spinnen. Wir gucken ein bisschen
hier und da, nehmen den einen oder anderen Stein in die Hand, staunen über
die Größe einiger Käfer und Spinnen und warten eigentlich
nur darauf, dass es wieder aufhört zu regnen.
Steine, Spinnen, Skorpione und Televisionssteine
Aber dann fragt Frank die bis dahin recht
schweigsame und unbemühte Ladenbesitzerin, ob sie auch präparierte
Kakerlaken hat. "Nee, die züchten Sie man schön bei sich zu Hause
in der Küche," sagt sie mit bestimmter Stimme und im schönsten
Thüringisch. Aber dieser Satz scheint irgendwie ihr Stichwort gewesen
zu sein, denn plötzlich fängt sie an eine wahre Sintflut von
Informationen und Geschichten über ihre Ware auf uns loszulassen!
Die Frau ist unglaublich!!!
Nashornkäfer in der Küche
Sie erzählt uns von ihren selbstgezüchteten
Nashornkäfern, die bis zu 10 cm lang werden können und bei ihr
in der Küche frei herum fliegen dürfen. "Och, das passt schon.
Die brummen halt mächtig beim Fliegen. Aber dann sitzen die auf dem
Küchenschrank und das ist doch wunderbar. Nur wenn sie mir in die
Haare fliegen ist das blöd, weil die sich überall so doll fest
krallen - die kriegt man dann gar nicht wieder raus!"
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Lebendige Blätter
Sie zeigt uns perfekt ebenmäßig
gewachsene Pyrite, erklärt uns die Evolution der Kalmare ("Die man
heute nebenan bei Nordsee kriegt, sind ja alle nackt - früher hatten
die alle Wohnungen - wie jetzt nur noch die Schnecken."), bespritzt ihr
in einem Terrarium lebendes "Lebendes Blatt" mit Wasser aus dem Zerstäuber
("Dann bewegt es sich schneller!") und demonstriert uns die verblüffende
Wirkung des sogenannten "Televisions-Steines" (Ulexit), der eine in ihn
einfallen Struktur (z. B. Schrift) nach oben hebt ("Selbst wenn dieser
Stein jetzt ein oder zwei Meter dick wäre, könnte man etwas Geschriebenes,
das unter dem Stein liegt, noch lesen, weil der Stein die Schrift hochhebt.
Das ist genau das gleiche Prinzip, das sich die Wissenschaftler heute für
die Herstellung von Glasfaserkabeln abgeguckt haben!")
Die Frau ist wirklich faszinierend und obwohl
es inzwischen längst wieder zu regnen aufgehört hat, bleiben
wir wohl über eine Stunde bei ihr und ihren Geschichten hängen!
Tipp des Tages
Tipp des Tages: Die Mineralien- und Fosilienhandlung
P. Gensel in Weimar. Leider kann sich keiner von uns an den Straßennamen
erinnern, aber das Geschäft ist mitten in der Innenstadt, ziemlich
direkt neben dem Schiller-Haus. Das perfekte Unterhaltungsprogramm für
einen drümmeligen Regentag.
Platz für Tramper
Er kommt aus dem Osten, also müssen
wir ein wenig weiter ausholen, denn man merkt schon immer wieder, dass
dem Thema Drei ??? hier die Historie fehlt. "Aha, verstehe," nickt Jörg,
"und ihr spielt jetzt heute Abend im Volkshaus?" - "Genau. Und es wäre
schön, wenn Du vorbeikommen würdest. Bring am besten gleich noch
ein paar Kumpel mit, wir haben noch einige freie Plätze, die wir gerne
besetzen würden." - "Das werde ich mir mal überlegen. Ich wohne
direkt neben dem Volkshaus, habe heute Abend auch noch nichts vor - könnte
also gut sei, dass ich wirklich vorbei komme."
Ansonsten zeigen wir uns Jörg von unserer
besten (und eigentlich ziemlich "normalen") Seite: Frank kalauert vor sich
hin und wir anderen schütteln uns vor lachen.
Je kleiner die Stadt, desto größer der Stau
Ironischerweise sind wir dann auch noch viel zu früh im Volkshaus. Conde und Elli sind erst vor einer Stunde angekommen und haben noch einiges aufzubauen und zu verkabeln, bevor der Soundcheck beginnen kann. Aber das ist nicht so schlimm, denn das Volkshaus liegt mitten in der Innenstadt und so bleibt uns noch Zeit für einen kleinen Bummel durch die City.
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Marimbaphone und Gongs
Während des Soundchecks entdecke ich
hinter dem Vorhang auf der Bühne eine ganze Sammlung spannender Schlaginstrumente:
Das größte Marimbaphon, das ich jemals gesehen habe, riesige
Gongs und Pauken und ein Instrument, von dem Frank meint, dass es eine
Celesta sein müsste: Von außen sieht es aus, wie ein Klavier,
innen hat aber es aber ein Glockenspiel, bzwl Xylophon, dass über
das Drücken der Klaviertasten angeschlagen wird. Spannend!
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300 Begeisterte
Heute sind wir nicht ausverkauft. Nicht
mal annähernd. 700 Zuschauer würden in dem Volkshaus Platz finden
- wir werden wohl nur knapp die Hälfte der Plätze füllen
können. Das ist aber nicht schlimm. Es gibt einen Balkon, auf dem
sicher so 150 - 200 Plätze sind. Der Balkon bleibt komplett geschlossen
und so bleiben unten gar nicht mal so viele Plätze frei
Uns wird an Hand dieser Situation mal wieder
bewusst, was für einen Luxus wir mit dieser Tour erleben dürfen:
Wenn man das mal mit einer Band oder auch einer Theaterproduktion vergleicht...
Für die meisten Produktionen, die in der letzten Zeit in Deutschland
unterwegs sind, sind halbleere Hallen mit einer Kapazität von weit
unter 1.000 Leuten die tägliche Realität. Für uns ist das
hier die absolute Ausnahme! Unglaublich.
Und als die Show dann beginnt, stellt sich
zudem noch raus, dass die 300 Leute, die heute Abend gekommen sind, auch
noch wirklich das Gelbe vom Ei sind! Das Publikum ist so richtig klasse!!!
Die perfekte Mischung aus Zuhören und Spaß haben. Man bekommt
das Gefühl, das die meisten, die hier sind, das, was ihnen heute auf
der Bühne geboten wird, so richtig genießen! Perfekt!
"Jena Mann dort!"
Olli bringt gleich zu Beginn der Show einen
richtig schönen, platten Kalauer: "Siehst Du den Mann dort?" - "Wo?
Welchen?" - "Na Jena dort!" und Peter hat wieder seine akustischen Frösche
im Einsatz, die heute in so großer Anzahl vertreten sind, dass Andreas
seinen virtuellen Spaziergang nicht wegen des virtuellen Nieselregens beenden
will, sondern weil er bei jedem Schritt eine Kröte zertritt! - Wunderbar!
Rotkäppchen-Holger und noch ein Hub-Hub-Hubschraubereinsatz
Schon wieder Hunger
Wir haben alle ziemlichen Hunger, müssen
aber noch eine Weile auf Elli und Conde warten. Die haben heute ärgerlicherweise
nur zwei (statt sonst vier) Abbauhelfer und es dauert eine ganze Zeit lang,
bis alle zusammen gepackt und in dem Sprinter verstaut ist. Aber die beiden
haben heute nicht nur noch weniger zu essen bekommen, sondern auch noch
doppelt so hart mit anpacken müssen, also ist es nur fair und richtig,
dass wir auf die beiden warten, bevor wir uns von dem örtlichen Veranstalter
zu einem netten Restaurant führen lassen.
Hier gibt es für alle noch ein ziemlich
leckeres Essen und ein paar Getränke, aber nach der "verlorenen" Nacht
gestern, hören wir alle schon unsere Betten rufen.
Definitiv die falschen Schuhe
Im Hotel angekommen können wir der
Verlockung eines letzten Biers an der Bar dann aber natürlich doch
nicht wiederstehen... (Immer diese Gruppenzwänge!). Etwas wiederwillig
aber immer freundlich bleibend macht die Bardame ihre eben abgerechnete
Kasse wieder auf ("Ich muß doch morgen früh zur Vorlesung...
Au weia...!") und schenkt uns ein.
Guts Nächtle!
Corinna.