Der Tag, der nicht beginnt
Der Tag beginnt, in dem er
erst mal nicht beginnt. Da es von Frankfurt nach Marburg nicht mal 100
km sind, können wir auch heute noch mal gemütlich ausschlafen
und in aller Ruhe das leckere Frühstücksbuffet genießen.
Erst um 12:00 Uhr haben wir uns am Bus einzufinden.
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Mitten auf der Rennstrecke
Das dann aber auch bitte pünktlich,
denn lange wird der Bus nicht direkt vor dem Hotel stehen bleiben können.
Die "Vorläufe" des Frankfurter Radrennens Rund um den Henninger Turm
sind bereits gestartet und unser Hotel liegt mitten auf der Rennstrecke.
Nur mit großen Überredungskünsten und kleinen Bestechungsaktionen
ist es Holger und Johnny überhaupt gelungen, durchzusetzen, dass der
Bus vor dem Hotel vorfahren kann und wir mit unserem ganzen Gepäck
nicht erst durch die halbe Stadt laufen müssen.
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"Tschüß Steffen!
Tschüß Ina!"
Wir verabschieden uns von
Steffen und Ina, die sich auf den Rückweg nach Hannover machen, wo
sie zu Fury in the Slaughterhouse in den Tourbus steigen werden, um mit
denen zur Hexenparty ins legendäre Hettenroth zu fahren. Das klingt
auch für mich verlockend, aber... man muß Prioritäten setzen.
Gut untergebracht
Unser Hotel liegt mitten in
der Stadt und bis zum Soundcheck haben wir noch jede Menge Zeit. Andreas
und ich entdecken in einer kleinen Einkaufspassage direkt neben dem Hotel
einen Thailändischen Imbiss, der uns zur Abwechselung mal mit zumindest
ansatzweise gesundem Essen versorgt. Helmut und Oliver testen das hoteleigene
Restaurant, Jens, Frauke und Joachim erkunden die Stadt. Holger, Peter
und Frank testen die Sauna.
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Der Bus in greifbarer Nähe
Zur Stadthalle ist es nicht
weit - wir klettern trotzdem in den Bus - es ist immer ganz praktisch,
wenn man den Bus in greifbarer Nähe stehen hat. Es gibt immer irgendwen,
der irgendwas im Bus vergessen hat oder irgendwas von den Dingen, die im
Bus lagern, dringend braucht.
Ausverkauft!
Nach meinem letzten Stand
der Vorverkaufszahlen hatte ich Marburg eigentlich als eine Show gespeichert,
die wohl nicht zu 100 % ausverkauft sein würde, aber scheinbar hat
der Vorverkauf in den letzten Tagen noch mal richtig angezogen: Auch heute
werden wir wieder bis auf den letzten Platz besetz sein. Die paar Leute,
die auf unserer Gästeliste stehen, noch unterzubringen, wird schon
wieder schwierig.
Aber die Verantwortlichen der Stadthalle sind unkompliziert: Wenn wirklich keine Plätze mehr da sind, ist es OK, wenn die Leute in den Gängen sitzen.
Die Sorgen der Merchandiser
Die beiden Merchandiser aus
Krefeld, die schon mehrere Shows "bedient" haben, sind wieder da. "Wie
war's denn gestern in Frankfurt?" fragen sie mich. "Ganz toll," sage ich,
"da war nämlich überhaupt kein Merchandiser da!" - "Was? Wieso
das denn nicht?" - "Ja, das würde ich auch gerne wissen! Ich habe
auch schon versucht, rauszufinden, wieso da niemand gekommen ist, aber
heute ist ja Feiertag und da bekomme ich natürlich niemand ans Telefon."
- "Ach, das ist ja richtig ärgerlich. Wenn wir das gewusst hätten,
wären wir natürlich auch gerne noch nach Frankfurt gekommen."
- "Wäre auch schön gewesen, wenn es Merchandise gegeben hätte.
Aber man denkt dann ja immer, "ach, die kommen sicher noch," und wenn man
dann feststellt, dass da offensichtlich doch niemand kommt, ist es natürlich
zu spät, noch was anderes zu organisieren."
Tja - shit happens... Ärgerlich…
Kann man jetzt aber auch nicht mehr ändern…
Hunde im Publikum
Die nette Frau, die uns das
Catering hingestellt hat, erzählt uns, dass Blindenhunde in Marburg
nichts ungewöhnliches sind: "Hier gibt es irgendeine große Blindeneinrichtung
- deswegen sind hier so viele Blinde - mit und ohne Hunde." A-ha!
"Stimmt, vor der Tür
habe ich auch schon einen Riesenschnauzer gesehen," sagt Joachim. Ich gehe
noch mal ein bisschen nach vorne. Im Foyer treffe ich dann gleich den nächsten
Labrador! "Ihr seid schon die zweiten mit großem schwarzem Labrador,"
erzähle ich seinem Frauchen. "Oh," sagt sie, "und wir warten auch
auf noch einen Hund." - "Einen Riesenschnauzer?" - "Nein, einen Flatcoated
Retriever " [die sehen klasse aus - wie große braune, wollige Teddiebären!]-
"Oh, das wird ja immer besser! Bald sind mehr Hunde als Zuschauer hier!
Hoffentlich kriegen die keine Krise, wenn nachher auf der Bühne eine
Katze faucht und miaut!"
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Besuch von zwei Tante Mathildas
Wir haben heute wieder Besuch:
Mattes von Rocky Beach ist jetzt noch mal mit seiner Frau Tanja hier und
"Tante Mathilda II" (nicht Mathilda von Rocky Beach) ist mit ihrer Tochter
Nina (ZoeBlues) und ihrem Mann angereist. Tante Mathilda stammt aus Ungarn
und erzählt uns, dass sie hauptsächlich mit Hilfe der Drei ???
deutsch gelernt hat. Sie ist auch diejenige, die uns letztes Jahr in Aschaffenburg
mit einer wahren Flut von größtenteils essbaren Geschenken überschüttet
hatte. Auch heute ist sie nicht mit leeren Händen gekommen, sondern
hat uns eine ganzen Umzugskarton (na ja, fast) voll Würstchen im Schlafrock
mitgebracht! Na, die werden sicher nicht alt werden!!! Vielen Dank!
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Die Show ist klasse! Besonders Andreas scheint "in bester Spiellaune", wie Helmut immer so schön sagt, zu sein, und so gibt es mal wieder herrlich viele mehr oder weniger verlachte Szenen!
Studenten-Kneipen-Stadt
"Laß uns doch noch mal
in die Stadt gehen und eine nette Kneipe finden, in der wir noch ein Abschlußbiercen
trinken können," beschließen Peter, Frank, Joachim, Kerstin,
Oliver, Holger und ich. Mit dem Fahrstuhl direkt gegenüber unseres
Hotels fahren wir hinauf in die Altstadt. Hier steht ein Fachwerkhaus neben
dem nächsten, alle der autofreien Straßen sind mit Kopfsteinpflaster
gepflastert.
Sehr gemütlich. Jetzt
müssen wir nur noch eine ebenso gemütliche Kneipe finden.
Links oder Rechts?
Ich glaube, wir entscheiden
uns für die falsche Richtung, denn weit und breit ist keine einzige
Kneipe zu sehen. Eine nüchtern Eisdiele hat zwar noch geöffnet,
aber die sieht nun wirklich nicht einladend aus. "Weißt du, wo hier
ein paar nette Kneipen sind?" frage ich also ein uns entgegenkommendes
Mädel. - "Wieso das denn?" - OK. Hier stelle ich keine weiteren Fragen.
Wenn jemand nicht weiß, wozu man eine Kneipe brauchen könnte...
*wunder*... Suchen wir doch einfach weiter.
Wir beobachten drei Leute, die in einem Hauseingang verschwinden, über dem Delirium steht. Ob das was sein könnte? Ich werfe mal einen Blick um die Ecke. Volltreffer!!! Das ist genau das, was wir gesucht haben. Diese kleine, ziemlich versüffte Kneipe sieht aus, als wäre sie direkt aus dem Hamburger oder Berliner Kiez hierher verfrachtet worden und ist genau das richtige für uns! Hier fühlen wir uns doch gleich wie zu Hause. Nur für Frank ist das eine etwas zu harte Nummer. "Och, hier ist es mir zu verqualmt. Ich glaube, ich mache lieber noch einen kleinen Spaziergang durch das nächtliche Marburg," winkt er uns zu und ist verschwunden.
Giessener Bier und Fernet
Wir anderen bestellen Giessener
Bier und Fernet. (Nein, wir wollen nicht schon wieder ein Gelage einläuten,
aber uns allen liegt das Essen von eben ziemlich schwer im Magen und da
hilft jetzt nur noch ein Verdauerli.)
Die Kneipe ist wirklich klasse!
Am Tresen hängen mehrere
"St. Pauli Fans gegen Rechts"-Aufkleber, was gleich die richtige Gesinnung
der hier arbeitenden und verkehrenden Menschen klar macht, die Musik ist
größtenteils schwer angepunkt, das Bier ist lecker und extrem
billig (3 kleine Bier und 1 Fernet: € 6,20!!!), der Meister hinter
dem Tresen ist nett, und wenn wir einen Fensterplatz hätten ergattern
können (die sind leider alle besetzt), hätten wir von hier oben
auch noch einen klasse Blick über den unteren Teil von Marburg gehabt.
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Klo-Sprüche
Sowohl auf der Herren- als
auch auf der Damen-Toilette steht jeweils ein Spruch, den ich ziemlich
klasse finde:
Auf der Herrentoilette steht:
HSV ist Silber - St. Pauli
ist Gold
Auf der Damentoilette steht:
Fighting for peace is like
fucking for virginity.
Touristen-Anlabern
Dann wird's kurzfristig allerdings
doch noch etwas nervig, denn zwei sehr betrunkene Typen stellen sich neben
Holger und Oliver an den Tresen und fangen lauthals an über uns zu
lästern. Das finde ich vor allem deswegen verwunderlich, weil wir
so, wie wir hier sitzen, eine so extrem inhomogene Gruppe sind. Führt
Euch nur mal die optischen Gegensätzlichkeiten von Holger, Oliver,
Peter, Kerstin, Joachim und mir vor Augen. Was haben wir denn bitte gemeinsam?!?
Das einzige, das wir in der Tat gemeinsam haben - und das scheint wohl
auch einer der Punkte, über den die beiden lästern zu sein -
ist, dass wir "Touristen" und fremd hier sind.
Die beiden übertreiben
es eine Runde und Holger schaltet sich ein und fragt, ob es irgendein Problem
gebe? "Nein, gibt es nicht," meinen die beiden Betrunkenen und lästern
weiter. Die Situation wird ein bisschen doof und wir beschließen
schnell auszutrinken und zu gehen. Aber dann sind es die beiden, die als
erste die Kneipe verlassen und wir sind froh und bestellen doch noch eine
Runde.
"SCHNAPS!!!"
Und schon kommen die nächsten
Betrunkenen in die Kneipe gewankt. "Schnaps?" - "Ja, Schnaps!" - "Schnaps."
Sagen sie. Und dann zum Barkeeper: "Ddddaaauuusent Schnnnnnapppps, bidde!"
Der grinst sich einen, zählt die Jungs durch und stellt ihnen 6 Schnäpse
auf den Tresen. "Bbbbrrrrrost!" rufen die, kippen die Schnäpse in
Hälse und auf Hemden, kramen ihre gesammelten Kleingeldvorräte
aus den Taschen, legen sie auf den Tresen sagen "Ddddange!" und "Schtümmt
so!" und schwanken wieder in Richtung Ausgang!
Na, das war ja ein lustiger
Auftritt!
Auch wir wollen es heute Abend
lieber nicht zu spät und zu feucht-fröhlich werden lassen, denn
wir haben morgen einen großen Tag vor uns.
Also trinken wir unser letztes
Bier aus und machen uns auf den Rückweg.
Treppe runter
Statt des Aufzugs (der eh
nur bis 1:30 Uhr fährt) nehmen wir jetzt die Treppe. Mit jedem Stockwerk,
das wir uns weiter nach unten arbeiten, wird der uns von irgendwo her entgegen
strömende Döner-Geruch immer verlockender... "Dem müssen
wir jetzt aber doch noch nachgehen," finden vor allem Holger und Oliver.
Unsere Nasen führen uns in die kleine Passage neben dem Hotel, wo
auch um diese Zeit noch frische Döner an geboten werden. Wir schlittern
in den kleinen Imbiss rein. [An dieser Stelle eine kleine Anmerkung an
alle Raumpfleger: Schmierseife niemals pur auf den Boden auftragen, sondern
bitte immer mit ausreichend Wasser verdünnen! Ohne jetzt hier irgendwelche
konkreten Namen nennen zu wollen, waren wir in den letzten paar Tagen in
erschreckend vielen Lokalen, in denen diese Verhaltensregel offensichtlich
nicht bekannt ist!!!]
Auge in Auge mit einem Döner
Als wir dann aber Auge in
Auge dem Döner gegenüberstehen, setzt bei uns doch wieder der
Verstand ein: Es ist mitten in der Nacht! Eigentlich braucht man jetzt
wirklich keinen Döner mehr essen!
Bonne Nuit!
Corinna.