„Fußball sollten wir spielen – vielleicht ist in der Nähe der Halle ja sogar ein Fußballplatz,“ hatte irgendwer gesagt. Als ich morgens beim Aufwachen mal durch die Gardine luge, um zu gucken, wie das Wetter so ist, und wie’s draußen so aussieht, fällt mein Blick auf eben das: Einen Fußballplatz (na ja, zumindest ein „Bolzplatz“) und zwar direkt neben dem Tourbus!
Dann sollte man den Plan aber auch wirklich in die Tat umsetzen, oder?
Bevor es losgehen konnte, fehlten aber noch einige entscheidende Dinge: Olli hatte keine Schuhe mit, in denen er spielen konnte, einen Ball hatte auch keiner und außerdem hatten die meisten auch keine Hosen, in denen man sich auch mal hinlegen und einsauen kann, mit.
„Lassen wir uns doch also in dieses Gewerbegebiet
fahren, dass es hier geben soll,“ lautete der Vorschlag.
Die örtlichen Veranstalter in Mühlheim-Kärlich
waren sowieso den ganzen Tag schon extrem hilfreich, und so organisierten
sie auch jetzt zwei PKWs, die Holger, Peter, Frank, Olli, Andreas und mich
in das Industriegebiet fuhren.
Mir fällt gerade was ganz sonderbares auf: Ich schreibe das alles hier ständig in der Vergangenheit... Das mache ich sonst nie, wenn ich so was schreibe. Komisch, weiß auch nicht, was mich da geritten hat – klingt in der Gegenwart doch alles viel netter, spannender und live-dabei-gewesener. Machen wir doch also einfach mal einen grammatikalischen Super-Gau und schwenken um:
So etwas, wie das Gewerbegebiet in / bei
Mühlheim-Kärlich, habe ich in Deutschland bisher noch nie gesehen.
Das hat komplett amerikanische Qualität: Hunderte (und ich glaube,
es sind wirklich so viele) von „Läden“ haben sich riesengroße
Lagerhallen mitten auf die grüne Wiese gestellt, aus denen heraus
sie verkaufen. Naja, auch nicht ganz wahr. Aber eben kein typisches Einkaufszentrum
mit überdachten Fußwegen und kleinen Lädchen, sondern eine
Ansammlung der ganzen „fetten“ Anbieter: Ein Praktiker-Baumarkt und ein
Bauhaus-Baumarkt, Lidl und Aldi (jeweils in nie gesehenen Dimensionen),
Reno, Vobis, ProMarkt, undundund... Dazwischen aber auch ein ganzer Musterhauspark.
So nach dem Motto:
Sie: „Ich gehe noch mal schnell zu Aldi,
Thunfisch und Zahnpasta kaufen.“
Er: „Gut. Dann suche ich in der Zwischenzeit
das neue Haus aus. Treffen wir uns dann bei Jaguar oder lieber bei Porsche?“
Very strange indeed!
Dass jeder dieser “Läden” – kann man
ja kaum noch „Läden“ nennen... – einen Hunderte von Autos passenden
Parkplatz direkt vor der Tür hat und man dadurch kilometerweit laufen
muss, um vom Schuhladen zur Imbisbude zu kommen, brauche ich wohl nicht
erst zu erwähnen.
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Lange Rede kurzer Sinn, folgende Dinge –
alle auf Tour größtenteils absolut unverzichtbar – haben wir
erstanden:
Bepackt, glücklich (shopping macht glücklich
– that’s a fact!) und mit Pommes rot-weiß und Currywurst im Bauch,
kommen wir dann endlich wieder am Tourbus an.
Jetzt muss nur noch der Ball aufgepumpt
werden – aber das sollte in einer Sporthalle ja nicht wirklich schwer sein,
oder?
Denkste! In der ganzen Halle ist weder eine
Ballpumpe, noch ein funktionierender Fußball aufzutreiben! Trampolin,
Stufenbarren, Schwebebalken, aber auch die schicken langen Bänder
oder die Keulen, die man bei der rhythmischen Sportgymnastik braucht –
alles kein Problem... nur eben kein stinknormaler Fußball...
Schließlich greifen Joachim und ich zur Notlösung und klopfen mal bei der KiTa nebenan. Die hat zwar schon zu und die Putzfrau ist über unser Anliegen („Hamse bitte mal schnell `ne Ballpumpe?“) etwas verdaddert, aber gemeinsam finden wir das Ballpumpenlager (wusst ich doch, dass KiTas voll von so was sind!) und im Nu ist der Ball endlich aufgepumpt!
Fußball spielen wir dann allerdings
doch nicht.
Statt dessen bringt „das Böb“ uns „Calipso“
bei. Nicht, dass es da viel zu lernen gäbe, man muss nur kurz wissen,
was zu tun ist: Der Ball darf mit Armen, Beinen, Kopf, allem geschlafen,
getreten, geschubst werden – er darf nur nicht den Boden berühren.
Fällt der Ball doch zu Boden, wird demokratisch abgestimmt, ob es
die Schuld des Ball-abgebenden oder des Ball-annehmenden war – der Schuldige
bekommt dann einen Punkt.
Leicht verschwitzt geht’s dann gleich weiter zum Soundcheck. Der SWR ist da und will für die Abend-Nachrichten-Sendung ein bisschen filmen. Da der Beitrag bis 22:00 Uhr fertig produziert sein muss, können sie nicht die Show selbst filmen, sondern müssen ihr Material aus Interview und Soundcheck zusammen basteln. „Oh, sehen die auf der Bühne nachher auch so aus?“ fragt das Team mit leicht verwirrtem Blick auf unsere verschwitzten Klamotten und die zerwühlten Haare.
Aber bis zur Show ist ja noch genügend Zeit, sich unter die Dusche zu schmeißen und wieder Mensch zu werden.
Gestern in Frankfurt war uns zu Ohren gekommen,
dass ein Mädel da war, die aus Wien – was fast 900 km von Frankfurt
entfernt ist!!! – zur Show getrampt war. Das hatte uns alle nicht nur mordsmäßig
beeindruckt und uns auch Sorgen gemacht (denn sie wollte auch auf gleichem
Weg und noch in der gleichen Nacht wieder zurück trampen – hoffen
wir mal, dass sie gut angekommen ist!), sondern auch die Frage aufgeworfen:
„Woher kommen die Zuschauer eigentlich alle?“
Mühlheim-Kärlich ist ja nun wahrlich
keine Weltstadt. Es ist also kaum anzunehmen, dass die 1.240 Zuschauer
alle hier aus dem Dorf kommen. Also stelle ich vor der Show auf der Bühne
doch einfach mal die Frage, wer eine Anreise von mehr als einer Stunde
gehabt hat, um hier heute anzukommen. Die Antwort ist überwältigend:
2/3 alle Hände gehen hoch. Alter Schwede! Selbst bei: „Und wer ist
mehr als 3 Stunden unterwegs gewesen?“ melden sich noch sicher 20 oder
30 Leute! Das ist doch einfach unglaublich.
Kleine Führung durch den Bus gefällig?!:
Die Show selbst ist dann vom Publikum her ziemlich ruhig. Zwischen der Bühne und der 1. Reihe ist meterweise Platz – das hätte man vielleicht etwas anders machen können – für die Stimmung im Saal wäre das sicher zuträglich gewesen. Aber ist auch OK so. Ist halt mal wieder ein weniger feierndes als mehr zuhörendes Publikum – auch wunderbar!
Master(s) of Chess:
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Nach der Show – und nach der üblichen
Autogrammstunde – sitzen wir dann noch gemütlich im Restaurant neben
der Halle und diskutieren, planen, träumen... Wovon? Och, ich glaube,
das soll mal ein Geheimnis bleiben...
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;)
Corinna.
PS: Good News of the Day: St. Pauli hat gegen
Oberhausen 0:0 gespielt – immerhin!