9:00 Uhr: Aufwachen / Einschlafen
Dies ist die Zeit, zu der für einige
der alte Tag endet und für andere der neue Tag beginnt.
Mehrmals ist es mir in der vergangenen
Woche so gegangen, dass ich, als ich um diese Uhrzeit aus meiner Bus-Koje
rollte und runter in die „Lounge“ ging, dem einen oder anderen begegnete,
der gerade auf dem Weg war, ins Bett zu gehen. Irgendwie scheint es unvermeidlich
zu sein, dass auf Tour der Lebensrhythmus kräftig verrutscht!
Für diejenigen, die jetzt „schon“
ausgeschlafen sind, gibt es um diese Zeit Frühstück. Entweder
können wir schon in die Halle rein, wo dann ein Frühstücks-Catering
auf uns wartet oder der Bus parkt vor einem Hotel, in dem wir sogenannte
„Tageszimmer“ haben. Das sind Zimmer, die wir den Tag über zum Duschen
und noch-mal-abegen nutzen können. Gibt es Tageszimmer, heißt
das auch immer, dass wir uns
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11:00 Uhr: Die Dusch-Schlange
Vom Frühstück gut gesättigt
sieht man dann in der Regel zu, dass man sich einen möglichst vorderen
Platz in der Dusch-Schlange sichert. Es ist ja nicht so, dass es für
jeden Mitreisenden ein eigenes Tageszimmer gibt. Je nachdem, wie teuer
das Hotel sind, sind es 1 – 3 Zimmer, die man eben nacheinander nutzen
muss. Ausreichend saubere Handtücher gibt’s natürlich immer,
aber wer sich nicht rechtzeitig zum Duschen anmeldet, muss eben warten,
bis er dran ist. Je nachdem, wer vor einem dran ist, kann das mal ganz
fix gehen, kann aber auch mal ganz gut lange dauern. Gruß an dieser
Stelle an El Conde, der nach dem Duschen auch gerne mal wieder einschläft...
J
13:00 Uhr: Sightseeing
Das nette an der Tatsache, dass wir
mit einem Nightliner unterwegs sind, ist, dass wir halt schon morgens in
der jeweiligen Stadt angekommen sind. Anders als wenn man in Hotels übernachtet,
müssen wir den Morgen nicht dazu nutzen, schnell in die nächste
Stadt zu fahren. Das Fahren erledigt sich nacht sozusagen von selbst und
man hat am darauf folgenden Tag richtig schön Zeit, um zu shoppen,
sich die Stadt anzugucken (Frank), schnell noch mal einen Werbespot aufzunehmen
(Olli), sich mit dem Laptop und der Übertragung größerer
Bild-Daten-Mengen via Handy rumzuschlagen (ich), den entgangenen Schlaf
der letzten Nacht nachzuholen (Helmut und Peter), sich in die Gebrauchsanweisung
der neuen Video-Kamera zu vertiefen (auch Peter), eine DVD zu gucken (Andreas)
oder, oder, oder.
Eins fällt mir allerdings gerade
auf: Ich kann mich nicht erinnern, irgendwann mal jemanden mit einem Buch
erwischt zu haben... Überhaupt: Man glaubt überhaupt nicht, wie
weg vom Fenster man auf Tour ist. Irgendwann so gegen Mittwoch viel uns
allen auf, dass wir seit Samstag oder Sonntag nicht ein mal mehr Nachrichten
gehört hatten. Australien hätte im Meer versinken können
– wir hätten es wohl nicht mitbekommen...
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13:00 Uhr: Load-in & Aufbau
Zumindest an den Tagen, an denen wir
zwei Show gespielt haben, steht spätestens jetzt der Aufbau des ganzen
Equipments auf dem Plan. Darum kümmern sich El Conde und Elli, die
aber immer noch 2 – 4 sogenannte „Stage Hands“ (den Ausdruck „Roadie“ gibt’s
irgendwie nicht mehr) haben, die ihnen beim Schleppen und Schieben der
schweren Kisten helfen.
Auch wenn wir eigentlich mit einer
ziemlich minimalistischen Produktion (Produktion = alles, was für
die Aufführung gebraucht wird und später auf und vor der Bühne
steht) unterwegs sind, leppert das sich doch!
Was haben wir alles dabei?
Oh man. Ich hatte Steffen von A.S.S. heute
morgen gefragt, ob er mir mal eine Liste mit dem Equipment, das wir dabei
haben, rübermailen kann. Diese Liste habe ich gerade bekommen...
Ich hatte ja selbst keine Ahnung, dass wir
SO VIEL Zeug dabei haben...
Ich werde das jetzt hier nicht alles einzeln
auflisten, aber auszugsweise könnt ihr ja mal eine kleine Kostprobe
bekommen:
Für den Sound
- 18 Lautsprecher (davon zwei von diesen
richtig fetten Subbass-Dingern) mit der dazugehörigen „Peripherie“
- 1 Mischpult (logisch!) mit allem was dazu
gehört
- 3 Endstufen mit allem was dazu gehört
Für das Licht
- 11 Scheinwerfer (unterschiedlicher Art
und Stärke)
- 4 Lichtstative (ausfahrbar auf 3,7 m und
je 30 kg schwer!)
- 1 Dimmer
- 1 Lichtpult
und auf der Bühne und sonst noch
so
- 10 Kabelmatten in div. Größen
- 10 Mikrophone mit den dazugehörigen
Stativen
- 2 große schwarze Molton-Tücher
(inzwischen sind’s schon 3 – hihi)
- 6 Notenpulte und 6 Notenpultbeleuchtungen
- 1 Keyboard mit allem, was dazu gehört
(Keystand, Sitzbank, Kopfhörer, Pedale, etc.)
- 3 ganze Kisten voll Geräusche (...)
- und... ganz wichtig... 2 kleine Spanngurte!
Ansonsten steht auf der Liste von Steffen
noch jede Menge Zeug drauf, dass ich nicht mal kennen... Bevor ich (der
Technik-Legastheniker vor dem Herrn) mich hier bis auf die Knochen blamiere,
spare ich mir es also lieber, das hier alles wiederzugeben...
Unterm Strich heißt das aber, dass
wir komplett „autark“ sind. Wir sind in keiner Halle auf die örtliche
Technik angewiesen, wo es Sinn oder Spaß macht, können wir sie
allerdings natürlich trotzdem integrieren. So sind z. B. die Kölner
in den Genus von besonders schönem Licht gekommen, weil wir dort –
zusätzlich zu unserem eigenen Licht – noch die Lichtanlage des Limelights
in unsere Show integriert haben.
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16:00 Uhr: Soundcheck
OK, das war ja nur ein InterMezzo...
Weiter geht’s:
Je nachdem, ob wir an diesem Tag eine oder
zwei Shows spielen, ist irgendwann so um diese Zeit der Soundcheck angesetzt.
Dazu ist es wichtig, dass alle vor Ort sind. OK, man kann auch mal mit
Zwei ?? auskommen, aber die beiden Schauspieler, Erzähler Holger,
Musiker Frank und Geräuschermacher Peter sollten schon da sein. Dass
unsere beiden Techniker – El Conde und Elli – da sind, dürften selbstredend
klar sein.
17:00 Uhr: Essen oder Spielen
Die heikelste Zeit des Tages: Hier stellt
sich nämlich die Frage, ob man es schafft, irgendwo was zu essen zu
finden, denn nach dem Frühstück fängt spätestens jetzt
der Magen an zu knurren. Wenn man Glück hat, gibt’s nur eine Show
und man ist irgendwo in der Nähe einer Pommes-Bude oder – wenn man
ganz viel Glück hat, wie z. B. in Köln im Limelight – gibt’s
sogar von der Halle aus etwas zu essen.
Wenn man Pech hat muss man zur 1. Show auf
die Bühne und kann das mit dem Essen knicken... L
20:00 Uhr: Definitiv Showtime
Jetzt ist definitiv Showtime angesagt. Let’s
rock the town!
22:00 Uhr: Ungeduscht, geduzt und ausgebuht?
Ja – Ja – NEIN!!!
23:00 Uhr: Mix & Mingle
Es war schon ziemlich unglaublich, was uns
nach der Show meistens erwartete. Die vor der Bühne, im Foyer, am
Backstageausgang und sogar vor dem Bus wartenden Fanmassen hatten schon
was BoyGroup-Dimension!!! Ich glaube, damit hätte in seinen kühnsten
Träumen keiner von uns gerechnet...
An manchen Tagen kostete es unsere Drei
Jungs daher auch schon etwas Überwindung, sich noch mal zum Autogrammeschreiben
ins Foyer zu wagen. Nach zwei (teilweise sogar vier) Stunden auf-der-Bühne-stehen
ist man schon ganz gut ausgepowert und hat vor allem Hunger und Durst.
Und so’n Bad in der Menge ist nun wirklich auch kein Waldspaziergang. Aber
die drei sind ja tapfer und haben sich fast jeden Abend von mir noch zu
einer (meist sogar sehr ausführlichen) Autogrammstunde überreden
lassen! Brav! J
23:30 Uhr: Essen fassen
Hoffen wir mal, dass wir nicht in einer
Stadt sind, in der es etwas so gleichermaßen groteskes und veraltetes,
wie eine Sperrstunde gibt (der Hamburg kriegt bei diesem Wort immer einen
kleinen Lachanfall!) und dass wir noch irgendein nettes Restaurant finden,
das kein Problem damit hat, seine schon geputzte und abgestellte Küche
noch mal für uns in Gang zu setzen.
Aber eigentlich hat’s immer geklappt!
In einigen Hallen war’s sogar so, dass wir
von der Halle auch noch mal verköstigt wurden. Oder sollte ich besser
verköst-licht sagen? An dieser Stelle ein Lob an die Münchener
Muffathalle und das Kölner Limelight für zwei wirklich vorzügliche
Abendessen! Hmmm!
1:30 Uhr: Die Ertel-Show
Der Tag ist fast vorbei...
Jetzt gilt es nur noch schnell zu sein und
alle
noch im Catering befindlichen Getränke schnell in den Bus zu schleppen,
damit wir die Nacht über nicht auf dem Trockenen sitzen und dann kann
sie los gehen: Die all-abendliche berühmt-berüchtigte Ertel-Show.
Ihr kennt sie nicht?
Bis letzte Woche kannten wir sie auch nicht.
Aber seit wir Frank kennen, kennen wir auch die Ertel-Show! Was für
ein Segen, dass unsere Berliner Jungs diesen begnadeten Tonmeister endlich
mal aus seinem Studio befreit und auf die Reise in die große weite
Welt geschickt haben!!! Ich habe selten jemanden getroffen, mit dem man
allabendlich so viel Spaß haben!
Und um hier mal den Franks meistgesprochenen
Satz – „Danke, dass ihr mich mitgenommen habt!“ – zurückzugeben:
DANKE, FRANK, DASS DU MITGEKOMMEN BIST!!!
- Übrigens: Wir versuchen gerade, die
Frank-Ertel-Show an eR-Te-L zu verkaufen! Haha°!
Na, das ist jetzt allen anderen gegenüber
ein bisschen unfair, denn was sich da in unserem großen roten TourBus
zusammengefunden hat, ist eine Ansammlung von ausnahmslos ganz wundervollen
Menschen, von denen jeder seine fantastischen Geschichten zu erzählen
weiß und von denen jeder zum Gelingen und Spaß-machen der Tour
unendlich viel beigetragen hat!!!
DANKE, also, dass IHR ALLE mitgekommen seid!
3:30 Uhr: Rolling through the night
Ja, und so schaukelt uns der Bus dann durch
die Nacht. So lange, bis das Bier und der Wein alle sind, so lange, bis
alle müde in ihre Kojen gekrochen sind und so lange, bis die Autobahn
zu Ende ist!
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Kiss me good-night!
;)
Corinna.